Unsere Philosophie

Die Geschichte „Das Gartenfest“ von Prof. Fred Strohmeier hat uns inspiriert und zum Nachdenken angeregt. Zeltfeste und teure elektronische Bands haben uns viel Arbeit und nur wenig Geselligkeit gebracht. Was letztendlich unterm Strich für die Gemeinschaft übrig blieb, war dem Aufwand nicht gerecht. Mit dem „Khünegger Landleben“ wollen wir auch unseren Nachkommen zeigen, dass man sich auf Werte besinnen sollte, die um uns herum vorhanden sind. Uns ist daher auch die Qualität und die Auswahl der Musikanten, der Speisen und der Literaten wichtig, um dieses Fest zu etwas ganz Besonderem zu machen.

Darauf sind wir besonders stolz.

Es war ein Sonntag im Jahr 1941. Draußen in der Welt herrschte ein fürchterlicher Krieg. Im kleinen Ort Khünegg wartete man auf die „Niederkunft“ der Kleinkeuschlerin Theresia Strohmeier. In jener strohgedeckten „Schnurrerkeusche“ kam am 13. Juni 1941 Fred Strohmeier zur Welt. Der Vater war Schuhmacher. Fred war der zweite Sohn der Kleinbauernfamilie, die zwar nicht reich an Gütern, jedoch reich an Anständigkeit, Bescheidenheit und Zufriedenheit war.

Zur Kirche und zur Schule ging Fred in St. Peter am Ottersbach. Ein etwa fünf Kilometer langer Weg – der „Kirchweg“ – führte durch den Wald, über Äcker und Wiesen. Fred wuchs sehr naturverbunden auf, musste in der Landwirtschaft mitarbeiten und war auch Tagelöhner. Er wurde von seinen Eltern sehr fromm erzogen. In seiner Zeit in der damaligen Landjugend schrieb er schon gerne und erzählte gerne „Gschichtln“. Eines dieser literarischen Werke war es auch, die den Steirischen Bauernbund auf den jungen Dorfburschen aufmerksam machte und ihn zur Bauernzeitung „Neues Land“ holte. 1980 wurde er dort Chefredakteur. Neben seinem Beruf schrieb Fred Strohmeier auch Theaterstücke, Romane und viele „Gschichtn vom Land“, die auch sonntäglich in der „Kleinen Zeitung“ abgedruckt wurden.

Seine Freizeit und die Wochenenden verbrachte er daheim in Khünegg bei seiner Familie. Hier betrieb er auch eine kleine Landwirtschaft und schöpfte dabei auch die Inspiration und Kraft seiner literarischen Werke. In Literaturkreisen wird er auch als der „neue Rosegger“ bezeichnet. Weltanschauung, der Bezug zur Natur und Menschen und nicht zuletzt das Dasein für andere machten ihn zu einem großartigen Zeitgenossen, der stets auf seine Wurzeln in Khünegg hinwies. Vom Bundespräsidenten wurde ihm der Berufstitel „Professor“ verliehen.

Fred Strohmeier verstarb am 2. Februar 1999 im Alter von 57 Jahren.

Text: Werner J. Resch

Das Gartenfest

Die Bedürfnislosigkeit bei früheren Lustbarkeiten kann man heute sicher nicht als Maßstab nehmen. Indes, angesichts der schwindelerregenden Vielzahl an Zelt- und Hallenfesten unserer Tage mit dem Überangebot an leiblichen Genüssen und elektronisch hochgezüchteten Rhythmen drängt sich einfach die Frage auf: Wie erbärmlich und bedauernswert arm waren doch einst die Festveranstalter und erst die Festbesucher? Und: Müssen die Festfröhlichkeit und das vergnügliche Treiben heute dagegen nicht vollkommen sein?

Schon bald nach dem Krieg rüstete bei uns in Khünegg die bereits im vorigen Jahrhundert gegründete Freiwillige Feuerwehr zu ihrem ersten Gartenfest. Der Wunsch nach bescheidenen Einnahmen für die leere Vereinskasse war ebenso drängend wie das Bedürfnis nach einem fröhlichen Gemeinschaftsfest. Vorbereitungen und Aufwand dafür waren notgedrungen bescheiden: Rund um den auf einer idyllischen, mit riesenhaften Birn- und Apfelbäumen bekrönten Anhöhe gelegenen Holzer-Keller, der dem Wehrhauptmann gehörte und den die folgenden Feste zu einem wohlklingenden Begriff werden ließen, wurden Bänke und eine Tanzbühne aus Brettern und Fichtendürrlingen, die zusammengebettelt worden waren, aufgeschlagen. Die Frauen buken Mehlspeisen, wofür man gleichfalls Mehl, Eier und Schmalz gesammelt hatte. Die Männer schlachteten ein fettes Schwein und führten für den Ausschank Apfelmost und Direktträgerwein zusammen. Und für die Musik wurde ein alter Zimmermann angeheuert, dem die Steirische eine geliebte Begleiterin zu manch geselliger Runde war. Viel mehr Aufwand, ein größeres Angebot gab’s nicht.

Dennoch gelang unter freiem Himmel und unter den uralten Birn- und Apfelbäumen ein Fest mit dem man das Grauen und die Not der vorangegangenen Jahre wegzudrängen vermochte und das in die für die kommende Zeit lebenswichtige Gemeinschaft aufrichtende Fröhlichkeit brachte. Diese Gemeinschaft mehrere Dörfer die sich für einen Nachmittag und einen langen Abend zusammengefunden hatten – die Khünegger spielten dabei die Rolle des umsichtigen Gastgebers – bewies auch aktive Anteilnahme, einfältig vielleicht, doch voller Unmittelbarkeit: Eine Gruppe tat sich zum Gesang zusammen, einer brachte ein Fässchen Wein und eine hübsche Torte zur Versteigerung, ein anderer lud dazu ein, mit verbundenen Augen eine mit einem Dirndl beladene Scheibtruhe durch eine mit Weinstockpfählen ausgesteckte enge Gasse zu fahren und auch eine kleine Rauferei – zumindest in dem zu prallen Erzählungen anregenden Rückblick – hatten einen gewissen Unterhaltungswert…

Was man heutzutage vorschnell und sehr leichtfertig zu sagen pflegt hat für dieses Gartenfest wahrhaftig und im besten Sinne gegolten: Es hat eine gute Tradition erlangt. Diese wird weiterhin hochgehalten, selbst wenn mittlerweile ein anderer Garten den stimmungsvollen Rahmen gibt. Und es wird längst alles geboten: von erlesenen Weinen bis zu ausgefallenen Drinks, vom Grillhenderl bis zu den feinsten Torten, vom Preisschießen bis zur sündteuren Band.

Doch dort wo die Khünegger beisammensitzen, dort kommt bestimmt irgendwann die Rede auf jene Zeit, in der es in allem geradezu armselig einfach gewesen war. Und je rasender die Rhythmen aus den Boxen der Bands kommen, desto lebhafter werden die Erinnerungen an den alten Zimmermann mit seiner „Harmonie“ und an all jene Leute, di „a schiane Stimm“ gehabt haben. Und sie kommen zum Schluss: „Lustiger iss gwesen, weil alle Leut lustiger gwesen sind!“

Sagen sie das bloß deshalb, weil sie selbst damals jünger waren?

Text: Fred Strohmeier